Heather und Carlton Rixon, Ella Nölting

DIE KINDER VON GANGNAPUR e.V.

Mein Name ist Ella Nölting und ich bin Ihre Ansprechpartnerin für dieses Hilfsprojekt. Mit dieser Internetseite möchte ich Ihnen unser Projekt DIE KINDER VON GANGNAPUR e.V. vorstellen und ans Herz legen.

Meine ganzjährlichen Ansprechpartner an der LORD JESUS SCHOOL vor Ort sind Carlton Rixon und seine Frau Heather (s. Foto). Sie arbeiten mit dem Ziel, selbständige Menschen zu erziehen und bringen unseren Kindern Bildung in Wort und Schrift bei. Dazu werden soziales Denkens und Handeln für den Nächsten vorgelebt. Die Kinder sollen glücklich in ihrer Heimat sein, ihre Zukunft selber gestalten und nie das Gefühl haben, auswandern zu müssen.

Im Folgenden finden Sie meine jährlichen Briefe an die Unterstützer unserer Initiative, in denen ich über die Fortschritte informiere.



Briefe an Unterstützer + Förderer

Brief aus dem Jahr 2021 >>

Liebe Unterstützer der Kinder von Gangnapur,
im 15. Jahr meiner jährlichen Reise zu den Kindern in Gangnapur, hat mich Corona gestoppt. Indien führte im Jahr 2020 die Pandemie an und es war für mich nicht möglich ins Land einzureisen.

Nun hat sich das  turbulente Jahr 2020 verabschiedet, dieses Jahr bleibt allen Menschen in Erinnerung. Es wird Veränderungen nach sich ziehen und wir müssen Zusammenhalt beweisen. Indien führt2 die Weltliste der Corona infizierten Menschen an.

1,2 Milliarden Menschen zu isolieren, wie sollte das gehen?  Das ganze Jahr herrschte auch  in Indien ein Teil Lock down. Die Schulen, Universitäten, Restaurants, kurz um das komplette öffentliche Leben wurde geschlossen.

In diesem verrückten Jahr setzten sich unsere Schüler für neue  Aufgaben ein. Die ehemaligen Schüler der Lord-Jesus-School, verloren auch ihren Ausbildungsplatz oder ihre Arbeit.
Lock Down in Indien bedeutet nicht, dass der Staat seinen Bürgern hilft.

Das Arbeitsleben steht still und niemand kümmert sich um die Ärmsten der Armen. Die Tagelöhner verdienen heute 2,50 €uro für einen Tag Arbeit, um das Essen für ihre Familie am nächsten Tag zu kaufen zu können. Was aber bedeutet es, wenn keine Arbeit da ist? Verdienen Sie kein Geld, haben Sie nichts zu Essen.

Die Schulabgänger der Schule haben im Jahr 2020 gezeigt, dass sie nicht nur lesen, schreiben, rechnen gelehrt bekommen haben, sondern auch soziale Kompetenz und Empathie für den Nächsten. So kam die Idee von Ihnen, wenigstens den Familien aus dem Slums, die wir kennen, mit einer warmen Mahlzeit am Tag zu unterstützen. Sie organisierten alles im Handumdrehen. Über 8 Monate wurden täglich bis zu 1000 warme Mahlzeiten in den Slums verteilt hatten.

Dafür bedanke ich mich recht herzlich bei Ronie, Elisabeth, Zaffar, Pooja, Glen, Rohid und Shahit. Die Vergabe von Lebensmitteln an bestimmten Punkten im Slum  funktionierte sehr gut, selbst als der Wirbelsturm Amphan im Mai über Kolkata hinwegfegte. Die Menschen verloren nun ALLES, ihren Ofen und ihr Dach über den Kopf. Der Wirbelsturm verschonte allerdings unsere Schule, da diese solide über die Jahre, Stein für Stein,  erbaut wurde. Nur die alten Bäume auf dem Gelände wurden  entwurzelt, aber in dem schwülen warmen Klima West Bengalen wird die Natur diesen Schaden sehr schnell wieder ausgleichen. Die Versorgung nach dem Zyklon ging weiter, trotz Elektrizitätsausfall und totaler Dunkelheit ab 18:00 Uhr und tagelangen Regen. Es wurde gekocht und fertige Essenrationen verteilt, an den Ausgabestellen standen hunderte von Menschen um sich ihre tägliche Mahlzeit abzuholen.

Heather Rixon hat ein  weiteres Konzept ins Leben gerufen, sie versorgt Kinder und Mütter mit warmer Milch und Brot. Sie nennt es Mother Care. Sie schrieb mir, die Kinder seien ganz verrückt auf warme Milch, denn das ist etwas, was sie nie zuvor von ihren Eltern bekommen haben.

Im November gab es einen Brand im Slum, hier verloren 150 Familien ihre Habseligkeiten und wir konnten auch jetzt mit Decken und kleinen Öfen und Lebensmittelrationen weiterhelfen. Die Familie unserer kleinen Razzia (das Kind mit der Lippen-Gaumenspalte) hatte Glück im Unglück.

Wie ich in der Vergangenheit schilderte, ist die Großmutter Diejenige gewesen, welche kontinuierlich verhinderte, dass Razzia und ihre Schwestern in unserer Schule aufgenommen werden konnten. Die Großmutter benutzte das entstellte Mädchen zum Betteln, Razzia war die Geldeinnahmequelle der Familie.

Anfang Oktober 2020 ist die Großmutter plötzlich und unerwartet an einem Schlaganfall gestorben. Dieses Familienunglück, machte den Weg für die kleine Razzia und ihre Geschwister frei. Kurzfristiges Handeln war angesagt. Die Familie wurde nach Gangnapur, in unsere Schule gebracht.

Die Mädchen entwickeln sich mit den regelmäßigen und gesunden  Mahlzeiten prächtig. Sie sehen glücklich aus und nehmen voller Tatendrang am Unterricht teil. Ich hoffe sehr, dass die Kinder für immer in der Schule bleiben können und wir werden dann gemeinsam erleben, wie sie sich entwickeln.

Von ganzen Herzen sage ich DANKE für Ihre Unterstützung, denn nur gemeinsam sind wir stark.
Ich wünsche Ihnen ein gesundes Jahr 2021,

Brief aus dem Jahr 2020 >>

Liebe Unterstützer der Kinder von Gangnapur,
Indien ist zehnmal größer als Deutschland, hat 1,1 Milliarden Menschen, von denen 80 % Hindus, 13,4% Moslems, 4,3 % Buddhisten und nur 2,3 % Christen sind. Was können wir da überhaupt bewirken? Die Frage wird mir immer wieder gestellt.

„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.“ (Mt 25, 40+45). Das ist die Antwort.

Der derzeitige Premierminister, Narendra Modi, liebt unser christliches Engagement absolut nicht. Er selbst gehört der rechtskonservativen nationalistischen Hindupartei an und hat wenig Interesse, in seinem Land alle Menschen auf eine Ebene zu setzten.

Es ist sehr schwer, in diesen Zeiten Geld nach Indien einzuführen. Überweisungen gehen nicht, weil, 1) niemand ein Bankkonto besitzt und 2) Geldanweisungen mit Western Union nicht ausgezahlt werden.

So nehme ich Bargeld in der Höhe mit, wie es der Zoll erlaubt. Darüber hinaus hat unser Spendenkonto eine Kreditkarte, mit der dann das übrige Geld aus dem Bankautomaten geholt werden kann.

In Kalkutta angekommen, kaufte ich als erstes die Wasch-und Hygieneartikel für das kommende Jahr. Die Stadt hat sich ein wenig positiv entwickelt; in jedem Bezirk stehen nun Gebäude mit der Aufschrift „Clean Kolkata“. Hier laden die Müllsammler ihre gefüllten Schubkarren ab. Der Restmüll wird dann verbrannt. Ich denke, es braucht noch 2 Generationen bis der Müll endgültig von der Straße verschwindet.

Unser „Lord Jesus Schule“ erreichte ich wie immer nach 3 Stunden Fahrt in einem total überfüllten Zug. Hier begrüßten uns die Kinder mit Blumen und einem Lied. Die Stimmung war sehr gut und jeder wollte mir etwas zeigen oder sagen. Nach der abendlichen Tasse warmer Milch, gab es lecker Essen. Die Kinder lieben Beryani, das ist gerösteter Reis mit Gewürzen und Rindfleisch, der über Nacht in einem riesigen Blechtopf bei Niedrigtemperatur gegart wird.

Die Schule ist ausgelegt für 200 Kinder. Unsere Kinder kommen von der Straße und kennen von Haus aus nur eine Mahlzeit am Tag, wenn überhaupt. Einige haben keine Eltern, andere eine bettelnde Mutter oder einen drogenabhängigen Vater. All diese Kinder waren kleine „Unternehmer“ bevor sie in unserer Schule aufgenommen wurden. Sie mussten ihr tägliches Essen selber organisieren, entweder durch Betteln, Wühlen im Müll, Stehlen oder Prostitution. Durch den Bau der Schule bekommen sie im Leben eine Chance. Bildung ist das höchste Gut und uns ist es egal, welcher Religion sie angehören, bei uns bekommt jeder diese Möglichkeit.

Da unsere Kinder in der Schule schlafen und essen, werden neben den Klassenräumen auch Schlafräume, Sanitäranlagen, eine Küche mit Mobiliar benötigt.

In diesem Jahr wurde ein neues Toilettenhaus gebaut, für Jungen und Mädchen. Im vorderen Teil des Gebäudes wird das Schulbüro untergebracht.

Ein Arbeiter verdient in der Stunde 40 Rupee/0,45 Euro, sie arbeiten 10 Stunden am Tag. Das erscheint nicht viel, aber da keine Maschinen eingesetzt werden und alles mit der Hand erarbeitet wird, Betonmischen, Eisenbiegen, die Decke mit Bambus einschalen etc.,.sind immer 20 Arbeiter vor Ort. Das bedeutete für uns 20 mal 4,50=90 Euro am Tag und für 30 Tage = 2700 Euro. Es ist schon verrückt, ein Arbeiter bekommt 0,45 Cent in der Stunde, aber in der Summe zahlen wir für einen Monat Löhne im Wert von 2700 Euro.

Beim alten Toilettenhaus haben wir das verrostete und kaputte Wellblechdach durch eine neue Betondecke ausgetauscht. Hier oben auf dem neuen Dach findet nun der neue Wasserfilter seinen Platz. Bohrt man in West-Bengalen 3 m in die Tiefe, stößt man auf Wasser, denn Bengalen ist ein riesiges Sumpfgebiet. Wasser ist in Hülle vorhanden.

Das Hauptgebäude der Schule besteht aus 3 Stockwerken und in diesem Jahr wurde auf dem Flachdach endlich Estrich aufgebracht. Eine Woche lang haben die Arbeiter den verschimmelten und verdreckten Belag von der Dachterrasse abgeschlagen und dann eine weitere Woche damit verbracht, Sand, Schotter und Zement in Schalen auf dem Kopf in den 3. Stock zu tragen. In der 3. Woche konnte dann mit der Produktion des Estrichs begonnen werden. Diese abschließende Versieglung ist unbedingt notwendig gewesen, denn der Monsun (warmer Regen von Mai bis September) macht alles morsch, weicht Materialien auf und lässt Gebäude verwittert aussehen. Durch die Feuchtigkeit sieht alles schnell grün vermoost aus.

Für die Fenster der oberen Etage wurde alleine für 6000 €uro Eisen gekauft. Nun werden vor Ort Fenster geschweißt und angefertigt. In Indien nennt man diese Fenster Grill. Sie verhindern, dass Tauben durchs Gebäude fliegen und mit dem aggressiven Kot alles verdrecken oder dass mannsgroße Affen durchs Gebäude springen und Ausscheidungen, groß wie Kuhfladen, hinterlassen. Die Plexiglasfenster bremsen den Monsun und den Wind, zudem bieten sie Schutz für unsere Kinder, damit sie beim Spielen nicht hinausfallen.

Immer wenn Entscheidungen gefallen sind, Material für die nächsten Baueinsätze gekauft wurde und die Arbeiter wussten, was zu tun ist, fuhr ich zurück nach Kalkutta und organisierte die Operation der kleinen Razia.

Razia wurde im Winter 2016 geboren und mir zum ersten Mal im Februar 2017 vorgestellt. Das kleine Mädchen wurde mit einer beidseitigen Kiefer-Gaumenspalte geboren. Sie kann nicht sprechen und nur dünnflüssige Nahrung zu sich nehmen. Sie lebt mit ihrer Mutter, Großmutter und drei Geschwistermädchen unter einer Autobahnbrücke in Kalkutta. Die kleine Razia sorgt für den Unterhalt ihrer Familie. Die Großmutter geht mit ihr zum Betteln und die Menschen geben großzügig Geld, wenn sie Razia mit ihrer schweren Behinderung sehen. Nun komme ich aus Deutschland und sage, die Kleine muss operiert werden. Ich hatte bei der Familie keine Akzeptanz, denn ich wollte ihnen ja die Einnahmequelle entziehen. Sie erlaubten mir schließlich 2018 mit dem Kind in das Mercy Hospital in Kalkutta zu fahren um es einem plastischen Chirurgen vorzustellen. Die Blutwerte waren sehr schlecht, so dass eine Operation nicht möglich war. Ich versorgte Razia mit Aufbaunahrung und Iron drops, in der Hoffnung, dass ihr diese Dinge dann auch von ihrer Familie verabreicht wurden.

Im Februar 2019 kontaktierte ich erneut den Dr. Ganguli. Die Hämoglobinwerte hatten sich auf Niveau eingependelt, aber dieses Mal passte das Gewicht noch nicht. Razia hatte Untergewicht. Wieder kaufte ich Vitamin- und Eisentropfen und Aufbaunahrung. 2020 im Februar war es nun soweit, die erste von drei Teiloperationen konnte durchgeführt werden.

Es ist ein Wunder geschehen. Mittwochs war der OP - Termin und freitags verließ sie bereits das Krankenhaus. Die beiden Spalten an der Oberlippe waren geschlossen. Nach dem Krankenhausaufenthalt hatten wir zwei Betten auf dem Dach eines dreistöckigen Hauses in Kalkutta organisiert, damit die Wunde in einem sauberen Umfeld gut verheilen konnte. Allerdings hatte ich die Rechnung ohne die Großmutter gemacht. Am nächsten Morgen war sie mit Razia auf und davon. Ich war ziemlich verzweifelt, weil ich glaubte, dass die Kleine nun in ihrem häuslichen Dreck an einer Sepsis sterben könnte. In Deutschland wäre so eine OP im Hochsicherheitstrakt einer Klinik vollzogen worden, mit Besuchereinschränkung, Handschuhen und Mundschutz. Hier in Indien war die Kleine am 3. Tag nach der OP zurück unter der Brücke im Staub, Dreck und Schlamm. Eine Rattenfamilie hatte unweit des Plastikzeltes der Familie auch ein Quartier bezogen. Meine Sorge war, dass die Tiere den Blutgeruch aufnehmen und sich nachts, wenn alle schlafen, an der Operationswunde zu schaffen machen würden. Ich habe viele abgefressene Zehen bei Mutter Teresa im Krankenhaus gesehen; alles ist möglich. Ich säuberte dann täglich die Wunde und benutzte Hansaplast Sprühverband, damit die Wunde abgedichtet heilen konnte. Es ist wie wirklich ein Wunder. Am 12. März wurde die kleine Razia von Heather Rixon zu Dr. Ganguli ins Mercy Hospital gebracht. Er war schwer entzückt über den wunderbaren postoperativen Verlauf.



Meine Erlebnisse in Kalkutta sind jedes Jahr wieder anders und immer wieder ist es schön zu sehen, wie sich alles verändert und zum Guten wendet.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung und Mithilfe,
Ella Nölting

Brief aus dem Jahr 2019 >>

Brief aus dem Jahr 2018 >>

Liebe Unterstützer und Förderer der Kinder von Gangnapur,
gerne berichte ich Ihnen von meinem Indien-Aufenthalt im Februar 2018. Mit großer Dankbarkeit kann ich Ihnen erzählen, dass die ersten Kinder, die ich 2007 kennengelernt hatte, „flügge“ geworden sind. Diese jungen Frauen und Männer haben die Schule verlassen und einige wurden von einem Amerikaner angestellt, der in Kalkutta ein Cafe mit dem Namen „The 8 day cafe“ betreibt. Sie werden im Service und in der Küche ausgebildet. Hier lernen sie bedienen und backen. Alles wird frisch zubereitet. Aufbacken von Tiefkühlware ist in Kalkutta nicht bekannt. Die Frage, ob sie den Anforderungen standhalten können, stand im Raum. Sie konnten!

Die ehemaligen Straßenkinder sind durch die Erziehung und Bildung in Gangnapur über die Jahre so geschult worden, dass sie die erwarteten Leistungen erfüllen. Unsere Kinder sprechen Englisch, können sich gut ausdrücken, sind sauber, höflich, zuvorkommend und haben eine schnelle Auffassungsgabe. All diese Fähigkeiten konnten sie in unserer Schule entwickeln. Denn wir alle zusammen, die diese Schule bauen, geben damit den jungen ehemaligen Straßenkindern die Chance für ein besseres Leben.
Es ist wunderbar zu sehen, ja es macht glücklich, wie wir das zusammen schaffen! Nur wer glücklich in seiner Heimat ist und dort auch den Lebensunterhalt für sich selber und seine Familie erwirtschaften kann, wird dort bleiben und leben.

Unsere Schule wächst aber weiter, denn mit den Spendengeldern haben wir in diesem Jahr für die Fertigstellung des Sanitär- und Waschhauses gesorgt. Bisher mussten sich die Jungen eine Toilette und eine Pumpe für das Waschen des Körpers und der Wäsche teilen. Das soll nun anders werden.

Im letzten Jahr berichtete ich von dem kleinen Mädchen Tuktuki mit der Hasenscharte. Sie hat sich prima entwickelt. Es fehlen noch 1,5 kg bis zum nötigen Operationsgewicht. Im letzten Jahr konnten wir von Ihren Spendengeldern aufbauende Babynahrung kaufen. Unsere indischen Freunde, Heather und Carlton Rixon, haben die Entwicklung des Babys überwacht. Mit Hilfe der Schwestern von Mutter Teresa fand ich ein Krankenhaus in Kalkutta, das diese spezielle Operation durchführen kann. So lernte ich Dr. Arun Ganguly im Mercy Hospital kennen. Er wird Tuktuki in drei Schritten operieren. Im Juni 2018 wird die erste Operation vorgenommen.      

Ein kleiner Stein liegt uns noch im Weg. Während wir froh sind, dass Tuktuki endlich operiert wird, entziehen wir der Familie den Lebensunterhalt. Die Begeisterung über die anstehenden Operationen hält sich bei Tutukis Familie in Grenzen. Konnten sie doch mit Tutukis entstelltem Gesicht Geld erbetteln, um den drei Geschwistern und der Großmutter eine warme Mahlzeit am Tag zu gewährleisten.

Das sind Probleme, die noch zu lösen sind.
Mit freundlichen Grüßen,
Ella Nölting

Brief aus dem Jahr 2017 >>

Liebe Unterstützer der Kinder von Gangnapur,
zum 12. Mal habe ich nun diesen Ort besucht, an dem die Straßenkinder von Kalkutta nicht nur ein Zuhause gefunden haben, sondern auch die Chance bekommen, in ein Bildungssystem eingegliedert zu werden. Ohne Ihre Hilfe, liebe Unterstützer, würden diese Kinder noch heute als Analphabeten auf den Straßen Kalkuttas leben. Es wird allerdings noch eine weitere Generation brauchen, damit  nach der Schule durch eine gute Berufsausbildung der eigene Lebensunterhalt verdient werden kann.

Wir alle setzen uns  für eine bessere Welt ein. Gangnapur ist nur  eine kleine Baustelle – ein kleiner Puzzlestein - im Getriebe der Welt. Aber viele solcher Puzzleteile ergeben ein wertvolles Ganzes. Die Dankbarkeit der Kinder und Erwachsenen in der Schule ist unendlich groß. Die  Briefchen der Kinder lassen Sie diese Liebe und Dankbarkeit spüren.

Natürlich spielt Geld eine Rolle. Mit ihrer Hilfe erhalten die Kinder in der Schule neben Unterricht auch Essen und Trinken. Jetzt besitzt jedes Kind sogar ein eigenes Bett im Schlafsaal und eine kleine Box für Kleidung.
In diesem Jahr wurde mit dem Bau eines neuen Toiletten- und Waschhauses für die Jungen begonnen. Bisher teilten sich die Jungen und die Lehrer eine Toilette, die nur von draußen begehbar ist. Das wird nun anders. Ich habe schöne weißgrundige Fliesen mit blauem Muster ausgesucht. Die Bad- und Toilettenkeramik ist auch schon geliefert worden. Im nächsten Jahr wird alles fertig sein.

Eine außergewöhnliche Begegnung hatte ich bei den Slumbewohnern. Dort wurde mir ein kleines neugeborenes Mädchen gezeigt. Dieses Kind wurde mit einem offenen Rachen geboren, so dass Essen bzw. Trinken aus der Flasche oder der Mutterbrust unmöglich ist. Ich ging zu den Schwestern von Mutter Teresa, um Kontaktadressen für eine passende Klinik bzw. für einen Spezialisten zu erhalten. Dort wurde das Kind auf Herz und Nieren untersucht. 

Glücklicherweise ist die Kleine ansonsten gesund, muss aber, bevor sie operiert werden kann, ein Gewicht von mindestens 7 kg haben. Also kaufte ich Vitamintropfen und Milchpulver. Die Mutter wurde von mir unterwiesen, wie sie die Verabreichung vorzunehmen hat. In mühevoller Arbeit wird die Nahrung mit einem Löffel Milliliter um Milliliter weit hinten in den Mund geträufelt. Es wird vermutlich noch Monate dauern, bis das Baby das nötige Gewicht von 7 kg erreicht hat und ich das Geld für die Operation zusammen habe.

Beten sie mit mir – drücken Sie die Daumen, dass dieses Mädchen gesund heranwachsen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Ella Nölting

Brief aus dem Jahr 2016 >>

Liebe Freunde und Unterstützer der Kinder von Gangnapur!
In diesem Jahr stand die Farbe Weiß im Mittelpunkt meines Besuchs bei den Kindern von Gangnapur. Weiß - ist das nicht oft eine kalte Farbe? Nein, absolut nein! Wenn man die Stadt Kalkutta erlebt hat – grau, dunkelgrau, schwarz, verdreckt und verschimmelt – dann öffnet Weiß die Herzen der Menschen!

Unsere Kinder werden aus dem Moloch der Großstadt in das Dorf Gangnapur geholt. Das klare Weiß hilft ihnen zur Ruhe zu kommen, zu lernen, zu essen, zu spielen und zu arbeiten. Die Schule „Lord Jesus School“ ist umgeben von einer hohen weißen Mauer, so dass sie wie eine Insel der Hoffnung und der Zukunft für die Straßenkinder von Kalkutta wirkt.

Im Gebäude wurden inzwischen alle Wände und Decken verputzt und mit gefühlten 1000 Ltr. weißer Farbe angestrichen. Weiß sieht sauber ist, wirkt hoffnungsvoll und öffnet so die Herzen. Alle Kinder und Lehrer waren in bester Stimmung und blicken zuversichtlich und erwartungsvoll in eine bessere Zukunft.

Die weiße Kirche erschien mit den von der Decke herabhängenden gedrehten Girlanden in einem neuen strahlenden Licht. Der Elektriker verlegte die Kabel für die Beleuchtung über Putz, allerdings durch Schienen verdeckt, und installierte riesige Ventilatoren. Der Schreiner und seine Mitarbeiter reisten an und zimmerten vor Ort Tische und Bänke für die sauberen Klassenzimmer.
Froh sind wir darüber, dass wir den Schüler Zaffar „auslösen“ konnten. Was bedeutet das? Unser Schulprojekt hat die Lizenz bis Klasse 9. Alle Schüler, die vom Intellekt her weiterlernen könnten, müssen zu der benachbarten Schule St. Mary gehen. Schulbesuch kostet Geld in Indien! Zaffar besuchte die Klasse 12 und machte einen sehr guten Abschluss. Doch niemand konnte das Schulgeld für das zurückliegende Jahr und die Examensgebühr aufbringen. Also bekam er kein Abschlusszeugnis ausgehändigt. Mit unseren Spenden sprangen wir ein. Nun kann Zaffar zum College gehen und studieren.

Während meines Aufenthaltes brachte eine Großmutter ihren 2jährigen Enkel als Neuzuwachs in die Schule. Das namenlose Kind wurde „Babe“ gerufen, was auf Bengali „Kind“ bedeutet. Als erstes suchten wir für ihn einen Namen. Moses heißt er und wird nun in der Großfamilie der Kinder von Gangnapur aufwachsen. Ich bin überzeugt, dass ein friedvolles Leben vor ihm liegt, in dem er erfolgreich lernen kann.

Mit Gänsehaut habe ich diesen Platz in diesem Jahr verlassen. In den letzten 10 Jahren ist so viel Erfolgreiches mit den Spendengeldern passiert, dass ich glücklich nach Deutschland zurückkehren konnte.                    
Mit lieben Grüßen,
Ella Nölting

Brief aus dem Jahr 2015 >>

Liebe Pateneltern und Unterstützer der Kinder von Gangnapur, Liebe Unterstützer der Kinder von Gangnapur!

Never
Never
Never
Give up

Mit diesem Slogan arbeiten unsere indischen Freunde für die Straßenkinder von Gangnapur und mit unserer aller Einsatz wird das richtig gut gelingen.

Mit Hilfe des Patenschaftsprogramms und der Unterstützung vieler Menschen aus Deutschland werden Möglichkeiten geschaffen, so dass auch arme Familien ihre Kinder zur Schule schicken können und Kinder ohne Familie zur Schule gehen können, denn dank der Spenden muss kein Schulgeld bezahlt werden. Der älteste Schüler Zaffar verlässt als erster Schüler mit 20 Jahren unsere Schule. Er hat die Klasse 12 mit Bravour abgeschlossen und möchte nun Software-Ingenieur werden.
Mit Hilfe vieler Spender konnte die Schule in den letzten Jahren zudem auf- und ausgebaut werden. Mit Ihrem Geld versuche ich dieses Schulgebäude auszubauen, der Rohbau wurde 2014 innen verputzt und weiß gestrichen. Für diese hellen und freundlichen Klassenräume kann nun Mobiliar gekauft werden: Tische mit fixierter Bank für je 4 Schüler. Weiterhin wurde in diesem Jahr das Schulmaterial (Bücher und Hefte) komplettiert. Alle Kinder sind aus ihren Schuluniformen gewachsen und so wurden neue gekauft. Unsere Schule hat die Farben braun und ocker für die Uniform gewählt, Farben, die dunkel und unempfindlich sind.

Alle Kinder haben darüber hinaus einen Satz neuer Kleidung bekommen; auf unserem Gruppenbild sind sie stolz in ihrem neuen Outfit zu sehen. Es sind kleine Prinzessinnen und Prinzen, denn „Kleider machen Leute“. Aber das Beste an der Schule ist eine warme Mahlzeit pro Tag. Wenn ich da bin, bekommt jedes Kind pro Tag eine Tasse warmer Milch mit Zucker. Am besten schmeckt allen der Schmand auf dem Getränk.
Im Jahr 2013 wurde ein riesiges 3-Kammersystem für Abwasser gebaut. Bis dato lief die Gülle über das Feld. 2014 wurde ein tiefer Brunnen gegraben, so dass die flüssige Gülle tief im Erdreich versickern kann. Die Mädchen können nun endlich die Toiletten benutzen, die von 2011-2014 gebaut wurden.

Von den Spendengeldern werden im Erdgeschoss und in der 1. Etage vergitterte Eisenfenster eingebaut. Wegen der Vergewaltigung einer Ordensschwester in einem Kloster unweit von unserer Schule möchte man so schnell wie möglich einen Einstieg in unsere Schule verhindern und so die jungen Mädchen und Jungen schützen.

Was habe ich während meines Aufenthaltes getan? Mein Tag war viel zu kurz: Wäsche waschen, Haare entlausen, Haare schneiden, defekte Reißverschlüsse in Hosen austauschen, offene Nähte flicken, Wunden versorgen und Fieber senken. Zu tun gibt es immer etwas.

Wieder einmal bleibt mir nun nur noch die Möglichkeit, Ihnen schriftlich für Ihre bisherige Unterstützung zu danken. Ich wünschte, Sie könnten einmal sehen, welchen Unterschied Ihre Hilfe im Leben der Kinder dort bisher schon bewirkt hat.

Nur mit den Spenden, mit kleinen Geschenken, die den Kindern Freude machen, und mit mentaler Unterstützung kann all die Arbeit getan werden, die notwendig ist.
Vielen Dank für ALLES!
Ella Nölting

Brief aus dem Jahr 2014 >>

Liebe Pateneltern und Unterstützer der Kinder von Gangnapur,
Indien und der Monat Februar sind für mich untrennbar. Wie schnell geht ein Jahr dahin, ich kann meinen Rucksack packen und mich mit viel Optimismus, Freude und nicht zuletzt mit den Spenden eines Jahres auf den Weg nach Indien machen. Zum achten Mal flog ich nach Kalkutta und weiter in das kleine Dorf Gangnapur, wo eine kleine Schar Kinder im Alter von 4 bis 20 Jahren auf mich wartete.

Vor allem beschäftigte mich die Frage, was in meiner Abwesenheit mit den Kindern, den Baumaßnahmen und der Schule geschehen war. Mich erwarteten glückliche Kinder! Sie hatten zu meiner Begrüßung ein großes Plakat entworfen und strahlten um die Wette. „Wir haben keine Läuse!“ Das war das Erste, was sie mir erzählten. Das also war das Ergebnis der neuen Schlafräume, Matratzen, Bettlaken und Kopfkissen.

Jedes Jahr wird eine kleine Verbesserung und Weiterentwicklung durch die Spenden sichtbar: neue Gebäude entstehen langsam und die Schule entwickelt sich stetig. 2009 kauften wir Ziegelsteine für den Bau der Jungenschlafräume und 2010 wurde die Decke gegossen. Im Jahr 2011 kam der Estrich hinein, die Elektrik wurde verlegt und die Wände erhielten Innenputz. Ein Jahr später konnten die Fenster eingebaut werden und 2013 wurden alle Räume in hellblauer Farbe gestrichen und bekamen passende Gardinen.
Vier Jahre Bauzeit und viel Geduld haben dafür gesorgt, dass die Jungen auch einen freundlichen Schlafraum bekamen und nicht mehr in einer „Bretterbude“ schlafen müssen. Die 2013 gegossene Betondecke ersetzt das alte löchrige Wellblechdach des offenen Gebäudes, unter dem die Jungen ihre Mahlzeiten einnehmen.

Ebenfalls im Jahre 2013 wurde ein gewaltiges 3-Kammer-System gebaggert, um die Abwasserrohre der Toiletten und Duschen anschließen zu können. Bisher haben sich die Mädchen Open Air an einer Schwengelpumpe gewaschen und die Abwässer liefen irgendwo ins Freie. In den Jahren 2013 und 2014 stehen monatlich 200 € für den Unterhalt der Schüler zur Verfügung.

In der letzten Woche meines Aufenthaltes kamen die Arbeiter, um das Schulgebäude im Erdgeschoss zu verputzen, denn auf den Außenputz sollen die Abwasserdrainagen verlegt werden. Nachdem ich die gesamten Toilettenartikel für ein Jahr gekauft und eingelagert hatte, stellte ich das restliche Geld für neue Fenster im Schulgebäude zur Verfügung.

Im nächsten Jahr werde ich sehen, wie es ist, wenn keine wilden Affen im Schulgebäude herumspringen und schei..en. Die Fenster werden hoffentlich die Tiere, den Wind und den Monsun stoppen.
Ich freue mich schon jetzt mit den Kindern, dass es weiter gehen wird in Ganganpur -
DANK Ihrer Unterstützung!

Mit freundlichen Grüßen und noch einmal herzlichem Dank für Ihre Hilfe
Ella Nölting

Brief aus dem Jahr 2013 >>

Liebe Pateneltern und Unterstützer der Kinder von Gangnapur,
Februar ist Indienzeit, ich freue mich darauf und dann bin ich schon wieder auf der Harth. 

Die Zeit verfliegt wie im Flug, gerne berichte ich Ihnen von meinen Aufenthalt. Der Tagesablauf in der Schule gestaltet sich so, dass die Kinder um 5:30 Uhr mit Frühsport auf dem Feld beginnen und dann das Frühstück – trockene Schabatischeiben - einnehmen. Um 7.30 Uhr treffen sich die Kinder mit den Lehrern in der Kirche zum Wortgottesdienst, der gesungen wird. Ich würde allen Mitgliedern unserer Gemeinde gönnen, diesen Gesang live zu hören. Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut. Um  8:00 Uhr startet der Unterricht, nachdem vor der indischen Flagge die Nationalhymne gesungen wurde.

Ich war in 2013 zum siebten Mal in Indien, wird es das 7.verflixte Jahr? Diese Frage beschäftigte mich auf dem Hinflug. Nein, es war ein besonderes 7. Jahr.
Die Kinder begrüßten mich in saubere Bekleidung und ohne Läuse. Es zeigt sich einfach, dass die Baumaßnahmen der letzten Jahre greifen. Die Kinder schlafen in hygienisch einwandfreien Räumen, neuen Betten und Matratzen, Bettlaken zum Wechseln und Kopfkissen ohne Nissen.

Ich kann mit Freude berichten, dass Zaffar – ein 19. Junge - im letzten Jahr zur weiterführenden Schule geschickt wurde und nun dort Klassenbester ist. Zwei weitere Schüler werden in diesem Jahr folgen. Delish verließ die Schule nach Klasse 9 und arbeitet nun als Kellner in einem wirklichen guten Restaurant in Kalkutta. Samson mit 18 Jahren ist immer noch in Klasse 5, er wird im April eine Lehrstelle antreten und seine Schwester Sandra wird Schneiderin werden. Mit unserer gemeinsamen Hilfe haben wir die ersten 6 Straßenkinder mit Schulbildung in ein Berufsleben entlassen können, so dass sie selber eine neue Existenz aufbauen können.

Dank der Spenden, die ich mit nach Indien nehmen konnte, hat das Esszimmer ein neues Dach bekommen. Bitte denken Sie nicht an ihr Esszimmer zu Hause, die Kinder aus Gangnapur essen im Schneidersitz unter einem gelöcherten und durchgerosteten Wellblechdach, das während der Monsunzeit kontinuierlich Regenwasser durchrieseln lässt und von drei Wänden gestützt wird. Husten, Schnupfen und Erkältungen sind vorprogrammiert und werden als von Gott gegeben hingenommen.

Bei meiner Abreise wurde ich gefragt, aunty ella, you come back ?
Yes, so Gott will,
Ella Nölting



Brief aus dem Jahr 2011 >>

Liebe Unterstützer der Kinder von Gangnapur,
in diesem Brief möchte ich die Grüße übermitteln, die mir von allen Kindern, Lehrern und Famlie Rixon nach Deutschland aufgetragen wurden.

Dank der Spenden  aus Deutschland konnten eine Menge Dinge angepackt werden. Als erstes wurden mir die neuen Mädchenschlafräume gezeigt.
Sie sind in zarten blau und lila gestrichen. 10 neue Betten warten auf die Schläfer. Auf meine Frage hin, warum noch niemand hier schläft, kam die Antwort wir haben noch keine Abwasserrohre im Haus. Ich verstand im ersten Moment nicht was man mir sagen wollte, aber unsere Inder fordern nichts, sie hoffen immer, dass ich selber die Problematik verstehe. Abwasserrohre für die Toiletten wurden dann in diesem Jahr kurzerhand von außen am Gebäude angebracht. Und das Schlafzimmer für eine Lehrerin bekam Fensterscheiben und eine Tür.

Die Jungen schlafen immer noch in einer Bretterbude mit Wellblechdach, und dies ist gerade während der Monsunzeit untragbar. Alle haben Husten und Fieber, ständig ist alles nass und klamm und das über vier  Monate.
In 2009 hatten wir Geld für Ziegelsteine, um ein festes Haus zu bauen. In 2010 haben wir die Decke gegossen, natürlich alles per Hand. In 2011 war alles so, wie die Arbeiter im letzten Jahr die Baustelle verlassen hatten. Niemand hatte in der Zwischenzeit Geld gegeben, damit es weiter ging. Man wartete also auf die jährliche Unterstützung aus Deutschland.

Im Jungentrakt wurde weitergebaut, der Rohbau bekam Innenputz und Estrich. Die Materialen für die Elektrik konnten angeschafft werden. In der Schule wurden 8 neue Ventilatoren installiert, so dass es auch möglich ist bei 40 Grad Unterricht ohne Moskitos abzuhalten. Das Außengelände wurde mit Licht versorgt, wir kauften 6 große Außenlampen und wenn der Strom nicht täglich mehrmals abgeschaltet würde, wären die Wege des Schulgeländes abends hell erleuchtet.

Neben den Bauarbeiten, habe ich mich intensiv um die Kinder gekümmert. Die Decken, Bettlaken und Kleidungsstücke wurden gemeinsam gewaschen und die Haare von Läusen befreit. Die tägliche Portion Milch am Abend war das Highlight des Tages. Die Mädchen fanden das Viktory-Zeichen von Marie super und die Jungs besonders die Krippe in der Harther Kirche.

Vielen Dank an alle Unterstützer dieses Projektes,
E. Nölting



Brief aus dem Jahr 2010 >>

Liebe Unterstützer der Kinder von Gangnapur,
in diesem Brief möchte ich die Grüße übermitteln, die mir von allen Kindern und Lehrern nach Deutschland aufgetragen wurden. Überglücklich lagen wir uns am 16.2.2010 in den Armen. Die Kinder haben sich auf diesen Tag gefreut, dass wieder „aunty ella“ kommt und der Einrichtung weiter hilft. Und so war es auch. Dank der Spenden aus Deutschland konnten eine Menge Dinge angepackt werden. Als erstes wurden mir die neuen Mädchenschlafräume gezeigt. Im zarten blau und lila sind die Wände gestrichen worden. Neun neue Betten für 15 Mädchen standen darin, aber in 5 Betten fehlten noch die Matratzen, die noch angeschafft werden mussten. Ich ging nicht in ein Geschäft um sie zu kaufen, sondern man geht in den Basar zu einem Mann der Schaumstoff in verschiedenen Qualitäten verkauft und zu jemanden der Kokosnusswolle anbietet und dann noch zum Schneider der dicke Stoffe für die Matratzen verkauft und vernäht. So lernt man die Entstehung einer Matratze kennen.

Die Räume sind so schön geworden, ich war richtig gerührt, denn 3 Jahre sind in dieses Projekt Spendengelder geflossen, und es hat sich gelohnt. Auf meine Frage hin, warum noch niemand hier schläft, kam die Antwort:"Wir haben noch kein Wasser im Haus." Ich verstand im ersten Moment nicht, was man mir sagen wollte, aber unsere Inder fordern nichts, sie hoffen immer, dass ich selber die Problematik verstehe. Es steht ein 5000 l Wassertank auf dem Dach, aber man hat keine Wasserleitung und keine Pumpe, damit das Wasser hochgepumpt und verteilt werden kann. Ganz zu schweigen von den Abwasserrohren, die für die Toiletten nötig wären, die wir schon im letzten Jahr installiert haben. Oh Gott, oh Gott, in Deutschland hätten wir zuerst einen Erstellungsplan gemacht und wären dann mit Rohren gestartet, aber wir sind in Indien, und da ticken die Uhren etwas anders. Also wurde in diesem Jahr Geld für die Wasser- und Abwasserleitungen gegeben.

Eine kleine Sensation gab es für die Kinder, denn wir konnten Milch kaufen. Ein Becher Milch nachmittags war ein Fest für die Kleinen, denn noch niemals in ihrem Leben hatten sie Milch zu trinken bekommen. 

Die Jungen schlafen immer noch in einer Bretterbude mit Wellblechdach, und dies ist gerade während der Monsumzeit untragbar. Alle haben Husten und Fieber, ständig ist alles nass und klamm und das über drei Monate. Im letzten Jahr haben wir Geld für Ziegelsteine gegeben, damit diese Jungen in einem festen Haus schlafen können, diese reichten allerdings nur für die halbe Wandhöhe. So stand alles da, wie die Arbeiter im letzten Jahr die Baustelle verlassen hatten. Niemand hatte in der Zwischenzeit Geld gegeben, damit es weiter ging. Man wartete also jährlich auf die Unterstützung aus Deutschland. Wir haben dann in einer Ziegelsteinfabrik 2 LKW Ladungen Steine gekauft, Stahl um Stahlträger und Matten selber zu bauen, Abschalbretter und Bambus als Stützstangen für die Decke und dann die Baumaterialen Schotter-Sand-Zement um die Decke zu gießen. Wir liehen für einen Tag einen Betonmischer mit Dieselmotor und der fertige Beton wurde dann von den Arbeitern auf dem Kopf in Schalen auf das Dach getragen. Am Ende des Tages war die Decke fertig. Die Jungen werden in diesen Rohbau einziehen, obwohl kein Innenputz, Fenster oder elektrische Leitungen liegen. So Gott will, geht es im nächsten Jahr weiter.

Jedes Kind wurde neu eingekleidet, 1 Jeans und 1 T-Shirt, 3 Unterhosen und 2 Paar Strümpfe, Kleider machen Leute.
Auf unserm Abschlussfoto – Sonntags morgen nach dem Gottesdienst – strahlen die Kinder um die Wette und sehen gepflegt aus, Dank der Hilfe aus Deutschland!

Vielen Dank für ihre Unterstützung,
E. Nölting



Brief aus dem Jahr 2009 >>

Liebe Pateneltern
auch in diesem Februar 2009 war ich in Kalkutta und habe mit den Kindern gearbeitet, gelernt und gelacht. Es ist wahrlich immer wieder ein besonderes Erlebnis diesen Teil unserer Welt zu besuchen. Die Menschen strahlen trotz ihrer Armut, der einfachen Wohnverhältnisse und der unzureichenden Ernährung eine Zufriedenheit aus, die seines Gleichen sucht.

Im letzten Jahr habe ich dazu beigetragen, dass die Kinder regelmäßig ihre Bettlaken wechseln konnten. Dies hört sich banal an, aber um das durchführen zu können, musste Wäsche zum wechseln gekauft werden und natürlich Waschpulver. Die nötigen Erklärungen, wie Läuse und verschmutzte Bettwäsche zusammenhängen habe ich als Krankenschwester im Unterricht vermittelt, so dass ich in diesem Februar nur wenige Kinder mit Nissen angetroffen habe. Das Läuseproblem scheint ein wenig minimiert zu sein.

Darum habe ich in diesem Jahr wieder ein Satz Bettwäsche angeschafft, so dass nun alle Betten gleichzeitig bezogen werden können.
Die Jungen werden einen neuen Schlafraum bekommen. Zur Zeit schlafen 8 Jungen in  einer Bretterbude mit Wellblechdach, und das ist natürlich im Mai und Juni – wenn die Monsunzeit einsetzt – ein Katastrophe. Feuchtigkeit, Schlamm und kniehohes Wasser auf den Wegen sorgen für neue Erkrankungen und Infektionen.

Trotz allem ist es eine Freude, nun über 3 Jahre hinweg die Entwicklung der Kinder zu beobachten. Sie leben wie in einer Großfamilie. Die Mutterrolle übernehmen die älteren Mädchen und die Vaterrolle die älteren Jungen. Morgens um 5:00 Uhr in der Morgenkühle findet der Sportunterricht statt, danach gibt es einen Wortgottesdienst und Frühstück. Um 7:00 Uhr beginnt die Schule und endet um 13:00 Uhr. Jeden Nachmittag wird das ganze Gelände gefegt, Wäsche wird gewaschen, Hausaufgaben werden erledigt, so dass abends um 20:00 Uhr die Nachtruhe einsetzt.

Es gibt 3 Mahlzeiten am Tag, die immer aus Reis und einer Kartoffel bestehen, niemals Milch und nur in den Sommermonaten Vitamine vom Baum. Bei den weltweit explodierenden Reispreisen war es im vergangen Jahr so, das auch die Reismahlzeiten schmal portioniert werden mussten.

Aber dank der Hilfe aus Deutschland kann diese Schule existieren und gebildete junge Menschen entlassen.
Vielen Dank für ihre Unterstützung,
E. Nölting



Gangnapur, 80 Kilometer nördlich von Kalkutta